Infos für Eltern

Das Konzept gliedert sich in verschiedene Aspekte von Gewaltformen, denen Kindern ausgesetzt sein können. Selbstverteidigungstrainerinnen geben Informationen sowie Handlungsmöglichkeiten weiter, damit in Gewalt- und unangenehmen Situationen entsprechend der Verhältnismäßigkeit reagiert werden kann. Je nach Altersgruppe geschieht dies auf spielerische Weise, so dass das Selbstvertrauen, die Selbstbehauptung und die vorhandene Stärke der Mädchen* gefördert wird. Aufschluss über ihre sexuelle Selbstbestimmung, über das Recht, Grenzen zu setzen und “ Nein“ zu sagen sowie die verschiedenen Möglichkeiten, Hilfe zu bekommen, sind Bestandteil eines solchen Kurses.

Ein Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs für Mädchen* soll helfen, die eigenen zur Verfügung stehenden Potentiale zu entdecken, um das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu stärken und eine realistische Einschätzung der eigenen Kräfte zu ermöglichen.

Mädchen* wachsen mit dem kollektiven Wissen heran, dass sie aufgrund ihres Geschlechtes einer besonderen Form von Gewalt ausgesetzt sind. Sie bekommen vermittelt, dass sie alleine durch ihre sexuelle Existenz diese Gewalt provozieren. Sie werden für das, was ihnen passiert, mitverantwortlich, wenn nicht sogar alleine verantwortlich gemacht. Deshalb ist das wichtigste eines Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurses, die innere Stärke der Mädchen* zu unterstützen sowie ihre Entschlossenheit, ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Würde zu schützen.

Mädchen* spüren und wissen, wenn ihre Grenzen von anderen Menschen nicht geachtet werden. Ein Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs soll sie durch die Stärkung ihrer Wahrnehmung und ihrer Intuition ermuntern, dem etwas entgegenzusetzen. In Rollenspielen und anderen Übungen können ihre eigenen Grenzen und ihr Recht auf Abgrenzung, ihr Recht auf eigene Gefühle, ihr Recht „Nein“ zu sagen, zum Thema gemacht werden. Das Recht „Nein“ zu sagen, gilt auch gegenüber Autoritätspersonen wie z.B. Lehrern oder Eltern. Mädchen* sollen kreative, den vorhandenen Fähigkeiten entsprechende Möglichkeiten der Gegenwehr und ihre Handlungsspielräume kennen lernen.

Sie sollen lernen, dass sie sich in belästigenden oder gewalttätigen Situationen wehren und dabei erfolgreich sein können. Die Teilnahme an einem Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs soll dazu beitragen, dass bedrohliche Situationen schneller erkannt und besser eingeschätzt werden, auch wenn sie das Auftreten von Gefahrensituationen nicht verhindert.

Während des Kurses muss eine geschützte Atmosphäre hergestellt werden, damit die Mädchen* sich offen über ihre Erfahrungen austauschen und Fragen stellen können. Zu erleben, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind, kann erleichternd sein. Da sexualisierte Gewalt mit massivem Geheimhaltungsdruck verbunden ist, müssen Mädchen* im Kurs Sicherheit erhalten, dass sie weitererzählen dürfen, was sie belastet.

Da der Ausgangspunkt für viele Übungen und Rollenspiele der eigenen Erfahrungswelt der Mädchen*/jungen Frauen* entspringt, wird der Kurs für verschiedene Altersgruppen angeboten.

Im Kurs wird mit den Mädchen* erarbeitet, welche Handlungsmöglichkeiten sie haben, wenn sie sexualisierte Gewalt, insbesondere sexuellen Missbrauch erleben. Welche Personen kommen für sie als Vertrauenspersonen in Frage? Welche Eigenschaften muss eine Vertrauensperson ihrer Meinung nach haben? Welche Möglichkeiten gibt es, sich Hilfe und Unterstützung zu holen?

Eine bedeutungsvolle Funktion im Kurs hat neben verbalen Selbstverteidigungsstrategien auch der Einsatz des Körpers. Es sind einfache und wirkungsvolle Körpertechniken, die erlernt werden, sich selbstbewusster durchzusetzen und eigene Grenzen ziehen zu können. Durch die Mischung von verbalen, nonverbalen und körperlichen Handlungsmöglichkeiten erfahren Mädchen*, dass sie sehr wohl in der Lage sind, etwas für ihren Schutz und ihre Sicherheit zu tun.